Biotop wird gerodet
Neue Lebenskraft für das Naturschutz-Biotop .
Vor über 30 Jahren pachtete der Naturschutzverein in Samstagern ein Stück Land, wo er ein Biotop anlegte. Im Laufe der Jahre vertrieben Verschattung und Verwachsungen durch eingeschleppte Wasserpflanzen die Amphibien. Nun hat man sich der Probleme angenommen
Am Morgen des 29. Januars 2022 fanden sich Revierförster Patrick Jordil, Grundstückbesitzer Godi Eichenberger und einige Mitglieder aus dem Naturschutz Richterswil-Samstagern (NSRS) an der Oberen Schwandenstrasse ein, um mit der Fällung von Schwarzerlen und Eschen zu beginnen. Diese wuchsen seit der Entstehung des Biotops in Kleingruppen rund um die Senke und verschatteten das Gewässer zusehends.
Da sich dieses in einem Gebiet von extensiv genutzter Landwirtschaftsfläche befindet, ist der Boden reich an Nährstoffen, was entsprechend Pflanzen und Holzgewächse begünstigt. Was schön für Vögel und Co. ist, wurde zum Problem für diverse Amphibien, denn sie legen ihren Laich nur in sonnenbeschienenen Gewässern ab. Den «ökologischen Rest» gab dem ehemaligen Laichplatz die mutwillig ausgesetzte Krebsschere – eine Neophyte, welche zur Verschlammung des Biotops geführt hat – sowie die illegale Ablagerung von Bauschutt.
Die Baumstämme und Äste werden weiterverwertet.
Die Fällung einiger Bäume gab nun den Startschuss für die Wiederbelebung der nahe der Froh Ussicht und neben dem Obermattbach gelegenen kleinen Senke. «Ich bin extra so früh hergekommen, denn ich habe noch nie gesehen, wie ein Baum gefällt wird», erzählt Regula Büchler. Es sei beeindruckend gewesen bei dieser Aktion dabei zu sein, und Patrick Jordil hat die drei Paarbäume schön zu Fall gebracht. Godi Eichenberger hat die Stämme nach dem Entfernen der Äste gekonnt und effizient mit seinem Bagger auf dem Grundstück abgelegt. Dass sich die beiden Männer auf Anfrage vom Naturschutz begeistert zur Mithilfe bereiterklärt hatten, stiess beim NSRS auf grosse Freude.
Eine Stunde später trafen weitere NSRS-Mitglieder ein, rodeten und schnitten Sträucher zurück, zerkleinerten die Äste für den weiteren Gebrauch, reinigten das Wasser nach Möglichkeit von Schlamm. «Die Krebsschere wird uns noch einige Jahre beschäftigen», bedauert Frank Blume vom NSRS, denn es sei kaum möglich, diese auszurotten. Gerade im Winter ziehe sich diese auf den Grund des Biotops zurück, bevor sie dann bei warmem Wetter wieder nach oben steigt und das ganze Gewässer besiedelt. Zudem bedroht sie die dort ansässige Teichrose.
Neue Lebenskraft für das Naturschutz-Biotop
Unterschlupf für Kleintiere
Nebst Räumungsarbeiten wurden Steinhaufen für wärmeliebende Echsen aufgeschichtet. Im vom Spazierweg abgelegenen Teil des Grundstückes wurde eine flache Grube ausgehoben, mit Stroh ausgelegt und eine Abdeckung aus dicken Ästen darüber geschichtet. Zum Schluss kamen dünnere Zweige in einem grossen Haufen darauf. «Das dient als Unterschlupf und zur Jungenaufzucht, zum Beispiel für Wiesel», erklärt Regula Büchler. Das dichte Astgewirr soll Nesträuber wie Füchse, Hunde und Katzen fernhalten. Das momentan plattgedrückte Schilf wird neu daraus hervorwachsen und für die Belüftung und Säuberung des Wassers sorgen. Auch dient dieses als Versteck für Kleintiere und fördert die Insektenpopulation.
Die fleissigen NSRS-Mitglieder.
Auf dem Grundstück befinden sich zwei Wildtierkameras. Darauf ist zu sehen, dass regelmässig Füchse und mehrere Katzen das Biotop frequentieren. Die Kameras könnten neu platziert werden und den neuen Nistplatz erfassen, um zu sehen, ob ein Wiesel oder Hermelin dieses zur Aufzucht nutzt.
Die Marderartigen fressen die Scher- und Wühlmäuse auf den umliegenden Feldern – besonders, wenn sie Junge versorgen müssen – in grosser Zahl, gleichzeitig lockt ihre Anwesenheit die grossen Raubvögel an.
Ein Ort der Beobachtung
Im Moment besteht noch kein konkreter Gestaltungsplan, aber ein weiterer Schritt könnte die Abflachung des Gewässers und die Abtragung der kleinen Insel sein, deren Pflege kaum möglich ist. «Unser Ziel ist es, mit unseren Mitgliedern den Charakter dieses Ökosystems zu erhalten und den Spaziergängern zu zeigen, dass unser Biotop als offenes und dynamisches System einer spannenden Entwicklung unterliegt, die vom Fahrweg aus sehr gut zu beobachten ist», erläutert Frank Blume das Projekt. Deshalb wäre es denkbar, einen kleinen Steg oder eine kleine Uferterrasse anzulegen, um die Beobachtungen zu erleichtern und zum Verweilen einzuladen.
«Unsere Mitglieder versuchen abzuschätzen, ob die beabsichtigten Massnahmen realistische Erfolgschancen haben», sagt Blume. Das Biotop soll nicht zum teuren Dauerprojekt werden, jedoch will der NSRS das Zuwachsen des Gewässers unbedingt verhindern und die erneute Ansiedlung von Amphibien und Kleinsäugern fördern.
Und: «Wenn wir neue Mitglieder für den Naturschutz in unserem Dorf begeistern können, haben wir ein weiteres unserer Ziele erreicht.»
Der Naturschutz Richterswil-Samstagern freut sich über neue Mitglieder, auch über Spenden, welche Aktionen wie diese Biotop-Sanierung unterstützen möchten.