Krebsscheren fischen Frank u. Joe_5_26.03.2022

Biotop mit Krebsschere - wie weiter?

Der Naturschutzverein pachtet seit 1990 ein Grundstück an der Oberen Schwandenstrasse in Samstagern mit einem künstlich angelegten Kleingewässer.

Heute muss vom Einsetzen der Krebsschere aus Sicht des Naturschutzes dringend abgeraten werden. Diese zählt in der Schweiz mittlerweile zu den Neophyten. Das bedeutet, sie verdrängt einheimische Arten und trägt zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei. Ursprünglich kommt diese Pflanze in Mitteleuropa verstreut verbreitet vor. Nicht jedoch in der Schweiz. Statt des beabsichtigten Effekts einer Förderung der Lebensgemeinschaften, ist eine Entwicklung mit bedenklichen Folgen eingetreten. Die Tendenz dieser Art, in den Sommermonaten eine dichte Schwimmpflanzendecke zu bilden, vermindert die Arten- und Strukturvielfalt der Wasservegetation.

Wenn sich die Krebsschere an einem Standort wohl fühlt, ist innert weniger Wochen die Oberfläche des ganzen Gewässers bedeckt. Dieses Phänomen konnte jedes Jahr in Samstagern beobachtet werden.

Teilweise bedrohte Wasserpflanzenarten wie die im Biotop vorkommende Seerose wurde von der konkurrenzstarken Krebsschere verdrängt und die starke Biomasseproduktion förderte durch den jährlichen Anfall von totem Pflanzenmaterial die Schlammbildung. Das konnten unsere Mitglieder im Jahr 2022 hautnah erfahren, als sie mit aufgekrempelten Hosen in den Teich stiegen und nicht nur bis zu den Knien, sondern bis zum Bauchnabel im Schlamm eingesunken waren.

Seit einigen Jahren versuchen diverse Mitglieder des Vereins die Krebsschere wieder aus dem Gewässer zu entfernen. Dabei sind durch die bis zu 4cm breiten, dreikantig scharfen und gesägten Blätter so manche schmerzhafte Wunde in der Haut zurückgeblieben. Einmal führte sogar ein Schnitt der Blätter in der Wand eines eingesetzten Schlauchbootes zu starkem Luftverlust und es drohte zu kentern.

Berge von Krebsscheren haben wir in den Sommermonaten am Gewässerrand aufgestapelt. Eine kleine Anmerkung: In Westsibirien wird sie wegen ihrer hohen Biomasseproduktion darum als Schweinefutter und wegen ihres hohen Phosphor- und Kaliumgehalts auch zur Gründüngung genutzt. Die Pflanze treibt nur während des Sommerhalbjahres an der Wasseroberfläche und bildet Tochterpflanzen an langen Ausläufern. Die Mutterpflanze sinkt im Herbst auf den Teichgrund und bildet Winterknospen. Im kommenden Frühling steigen die Winterknospen an die Oberfläche und bilden dort neue Pflanzen.

Unsere neue Strategie seit 2022

Wieso sollen wir nicht die einheimische Seerose zur Unterstützung im Kampf gegen die Krebsschere nutzen? Auch die Seerose bildet grosse zusammenhängende Felder in denen keine andere Wasserpflanze wächst. Da wir bisher die Krebsscheren immer erst zur Zeit der grössten Ausbreitung entnommen haben, hatte sie bis dahin auch die Seerose soweit zurückgedrängt, dass diese nur noch einige wenige Blätter ausbildete. Wieso also den Spiess nicht einfach umdrehen und die Seerose verdrängt die Krebsschere durch ihre Ausbreitung? Seit 2022 haben wir also damit begonnen, die Krebsscheren sofort nach dem Auftauchen an der Oberfläche abzusammeln. Dafür benutzten wir Heuharken und für die unerreichbaren Pflanzen in der Gewässermitte Fischerruten mit spitzen Angelhaken. Die vorhandene Seerose haben wir an der Wurzel geteilt und zwei weitere Pflanzen an neuen Standorten eingepflanzt. Die Krebsscheren wurden das ganze Jahr immer wieder abgesammelt. Die Seerosen konnten ihre Blätter somit ungestört ausbreiten, da sie keine Konkurrenz mehr hatten. Schlussendlich bedeckten die Seerosenblätter ca. 1/5 des Gewässers und unter ihren Blättern hatten die Krebsscheren wegen Lichtmangel keine Chance mehr zu gedeihen. Ende Jahr gab es keine grossen Bestände mehr der Neophyte. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Krebsschere mit Hilfe der Seerose und weiterem Absammeln in den nächsten Jahren dauerhaft entfernen können.

Januar 2023, Bericht von Frank Blume

 

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