Gartenvögel in Richterswil-Samstagern und Umgebung
Für die nationale Aktion «Stunde der Gartenvögel» zählten interessierte Amateure schweizweit in der Zeitperiode vom 10. bis 14. Mai 2023 während einer Stunde alle Vögel in einem Garten oder Park und meldeten ihre Beobachtungen der Organisation Bird Life Schweiz. Leider regnete es über die ganze Periode in weiten Teilen der Schweiz fast ununterbrochen und so blieb die Anzahl Meldungen eher bescheiden.
Der Naturschutzverein Richterswil-Samstagern hat nun die Zahlen für die Region (Richterswil, Samstagern, Wädenswil, Schönenberg, Hütten, Wollerau), sowie für die Gemeinde Richterswil-Samstagern separat ausgewertet und mit den nationalen Erhebungen verglichen. Schweizweit wurden 3172 Erhebungen gemeldet, in der Region 25 und in der Gemeinde 10. Für die Zählerinnen und Zähler war die aufgewendete Stunde in der Regel nicht langweilig, wurden doch im Durchschnitt jeweils zwischen 30-35 Vögel beobachtet, wobei so gezählt wurde, dass Vögel, die mehrfach vorbeischauten, nur einmal gezählt wurden.
Sowohl national als auch regional und auf Gemeinde-Ebene wurden in mindestens der Hälfte der Gärten folgende häufigste Arten gesichtet: Amsel, Haussperling, Rabenkrähe, Kohlmeise, Hausrotschwanz, Blaumeise, Türkentaube. Sowohl Buchfink als auch Elster waren national etwas weniger häufig, wurden aber in der Region und der Gemeinde ebenfalls sehr oft gesichtet. Sowohl die Region als auch Richterswil-Samstagern liegen also bezüglich der häufigsten Arten ziemlich im gesamtschweizerischen Durchschnitt. Auch bezüglich der jeweils im gleichen Moment gesichteten Anzahl Tiere weichen Region und Gemeinde nicht wesentlich vom nationalen Schnitt ab. Amseln zum Beispiel wurden von praktisch allen beobachtenden Personen gemeldet und im Durchschnitt wurden jeweils mindestens 2 Tiere gleichzeitig gesehen. Auch Kohlmeisen, Blaumeisen und Elstern waren jeweils mindestens zu zweit unterwegs. Haussperlinge sind typischerweise in Gruppen unterwegs und deshalb wurden jeweils 7-10 Tiere gleichzeitig gesichtet.
Die Region ist bekannt für eine grosse Rotmilan Population. Diese Art wurde dann auch von ca. 40% der Beobachtenden gesichtet. Allerdings wurden auch im nationalen Durchschnitt ähnlich häufig Rotmilane gemeldet, wobei die Anzahl gleichzeitig beobachteter Tiere bei uns mit 3 eher über dem nationalen Schnitt lag. Auch Mäusebussard und Schwarzmilan wurden in der Region, ähnlich wie in der restlichen Schweiz, regelmässig gesichtet.
Zwei typische Gartenvögel, nämlich Grünfink und Rotkehlchen, wurden nur in jeder sechsten Meldung beobachtet. Beide Arten leiden durch ihren Lebens- und Brutraum im Gebüsch oder, im Falle des Rotkehlchens, am Boden, wohl besonders unter den vielen Katzen in unserer Region.
Recht selten wurden Spechte beobachtet, wobei der Buntspecht noch am häufigsten vorkam. Obwohl Spechte in der Schweiz nicht als gefährdet gelten, leiden sie in der Region vielleicht darunter, dass im Siedlungsgebiet nur mehr selten Altbäume mit Nisthöhlen anzutreffen sind.
Neben den häufigen Vogelarten sind auch die seltenen Arten von Interesse, geben sie doch einen Hinweis auf die Vielfalt der Vogelwelt in und um die Siedlungsgebiete. Es ist deshalb bemerkenswert, dass auf Gemeindeebene 17 und regional sogar 22 Arten leben, die offenbar so selten sind, dass sie höchstens in jeder fünften Meldung erwähnt wurden.
Man darf davon ausgehen, dass auch das regnerische Wetter einen Einfluss auf die Aktivität einzelner Vogelarten hatte. Dies könnte zum Beispiel erklären, warum der Mauersegler, der seine aus Insekten bestehende Nahrung im Flug erbeutet, eher weniger als erwartet gesehen wurde. Obwohl die Beobachtungen für diese Aktion von Laien durchgeführt wurden und die Anzahl Beobachtungen keine vertieften statistischen Analysen zulassen, ermöglichen die Ergebnisse der Aktion doch einen wertvollen Einblick in die Welt der gefiederten Mitbewohner unserer Gärten und Pärke. Die Aktion bestätigte mit Fakten ein Bild zum Artenspektrum, das Vogelkennerinnen und -kenner wahrscheinlich so vorausgesagt hätten. Sie ermöglichte ausserdem den Teilnehmenden, sich einen Moment der Ruhe zu gönnen und mit Spannung die Natur in unserer unmittelbaren Umgebung zu beobachten. Für Interessierte sind die Listen mit den regional und für Richterswil-Samstagern gemeldeten Arten und ihren Häufigkeiten auf www.naturschutz-r-s.ch und die nationalen Zahlen auf Birdlife.ch/Gartenvögel_ergebnisse_2023 verfügbar.
Bericht vom Richterswiler-Anzeiger vom August 2023.